Prof. Dr. Dieter FLAMM

Institut für Theoretische Physik der Universität Wien

 

Österreich und die Geschichte der Quantenphysik

 

 

Als Max Planck 1877 nach Berlin ging, um seine Studien zu vertiefen, begründete Ludwig Boltzmann in Graz bereits seine statistische Deutung der Entropie. In einem Vortrag auf der Naturforscherversammlung in Halle 1891 sagte Planck, die gaskinetischen Rechnungen von Maxwell und Boltzmann seien den darauf verwendeten Scharfsinn nicht wert. Damit begann die neun Jahre dauernde Kontroverse zwischen Planck und Boltzmann, in deren Verlauf Boltzmann Planck aufforderte, seine statistischen Methoden auf das Strahlungsproblem anzuwenden. Das tat Planck schließlich im Dezember 1900 und begründete damit die Quantentheorie. Als Zusatz zu seiner Habilitationsarbeit entwickelte Arthur Haas in Wien 1910 das erste quantenmechanische Atommodell und erlitt ein typisch österreichisches Erfinderschicksal. Der Vorstand des Physikalischen Instituts Prof. Ernst Lecher nannte sein Modell einen Faschingsscherz. Dem Wiener Physiker Wolfgang Pauli gelang es 1924 in Hamburg durch die Entdeckung des Ausschließungsprinzips für Elektronen das Periodische System der Elemente zu erklären. Erwin Schrödinger, der in Wien geboren und auch hier studiert hatte, stellte schließlich im Jänner 1926 in Zürich seine berühmte Gleichung auf, die einen Grundpfeiler der Quantenphysik darstellt und die heute am meisten verwendete Gleichung der Physik ist.