Prof. Dr. Ernst Wilhelm OTTEN
Institut für Physik, WA Experimentelle Atom- und Kernphysik 
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Polarisiertes  He-3 als Instrument in 
physikalischer Grundlagenforschung und medizinischer Anwendung

Dienstag, den 27.April, 1999, um 17.30 Uhr
großen Hörsaal des Instituts für Experimentalpyhsik derUniversität Wien, 
1090 Wien, Strudelhofgasse 4 / Boltzmanngasse 5 

Zusammenfassung:
In den letzten Jahren ist es gelungen, größere Mengen an He-3 durch optisches Pumpen und Spinaustausch nahezu quantitativ zu polarisieren und als hochkomprimiertes Gas mit Relaxationszeiten bis zu 100 Stunden für die verschiedensten Experimente zur Verfügung zu stellen. Am Mainzer Mikrotron wurde mit einem solchen Target der elektrische Formfaktor des Neutrons durch Streuung eines polarisierten Elektronenstrahls am He-3 in Koinzidenz mit dem gestreuten Neutron gemessen, das im wesentlichen die Polarisation des Kerns trägt. Zellen mit polarisiertem He-3 beginnen sich auch als breitbandige Spinfilter zur Polarisation von Neutronenstrahlen an Reaktoren durchzusetzen. Als vielversprechende Anwendung außerhalb der Physik kam in den letzten Jahren überraschend die Idee auf, hochpolarisiertes He-Gas zu inhalieren, um daraus im Kernspintomographen eine Darstellung der Lunge zu gewinnen. Schon die ersten Ergebnisse zeigten wesentlich bessere Auflösung und Detailinformationen als die übliche Szintigraphie mit inhalierten, radioaktiven Gasen. Inzwischen gelingt auch eine zeitabhängige Bildgebung von Lungenfunktionen.

Prof. Dr. Ernst Wilhelm OTTEN:
Geboren 1934 in Köln; 1962 Promotion in Experimentalphysik, Universität Heidelberg; 1962-1966 Wiss. Assistent am I. Physikalischen Institut, Universität Heidelberg; 1966 Habilitation (Kohärente Vielfachstreuung von Licht); 1969/70 und 1978/79 Research Associate am ISOLDE-Projekt, CERN, Genf; seit 1972 Univ.Prof. für Experimentalphysik mit Spezialfach Atom- und Kernphysik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; 1987 Forschungsaufenthalt am Laboratoire Kastler-Brossel, ENS Paris.
Auszeichnungen: 1985 Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaft und Literatur; 1987 Gentner-Kastler-Preis der DPG und der Societé Francaise de Physique; 1989 Membre Étranger de l’Academie des Sciences, Paris; 1998 Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft, Mitglied der Academia Europaea.

CHEMISCH-PHYSIKALISCHE GESELLSCHAFT
Präsident 1998/99: Univ.Prof.Dr.Karlheinz SCHWARZ
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Technischen Universität Wien